Death Valley
Am nächsten Morgen startete ich in aller Früh in das Tal des Todes, dem trockensten, wärmsten und tiefsten Orts in Nordamerika. Ähm wirklich? Also die ersten beiden Punkte kann ich absolut nicht bestätigen. Die Temperaturen lagen knapp über Null Grad Celsius, es regnete und die Wolken verbargen die Spitzen der Berge.
Je näher ich dem Nationalpark kam, umso schlimmer wurde die Lage. Schon kurz vor der Death Valley Junction bildeten die Wassermassen links und rechts der Straße Seen und Flüsse, wo gelbbraunes Wasser dahinfloss. An vielen Stellen gab es DIPs - abgesenkte Straßenabschnitte, wo das Wasser von der einen auf die andere Seite fließen konnte. Von diesen Furten gab es sehr, sehr viele und mein Auto hat oft eine Unterbodenwäsche erhalten. Zum Glück waren die meisten Furten nicht tief, so dass man gut durchfahren konnte. Das Wasser spritzte zu beiden Seiten auf. Ich fragte mich wie tief darf das Wasser eigentlich sein, was man gerade noch durchfahren kann, ohne stecken zu bleiben. Manche Furten waren bis zu 100 Meter lang und das viele Wasser bremste gehörig. Zum Glück kam ich überall durch und musste nicht in der Mitte anhalten, obwohl es nicht immer leicht war die Tiefe im braunen Wasser abzuschätzen.
Mein erstes Ziel war der Dantes View - ein hoch gelegener Aussichtspunkt. Leider kam mir schon gleich zu Beginn auf der 20 km langen Zufahrtsstraße ein Ranger entgegen und meinte, dass die Straße weiter oben überflutet und nicht passierbar ist. Schade, aber wahrscheinlich wäre die Sicht sowieso nicht vorhanden gewesen.
Weiter entlang der Hauptstraße durch den Park lud der Zarbriski Point zu einem kurzen Stopp ein. Die Berge waren hier in den verschiedensten Schattierungen gelb und grün und an den Spitzen mit schwarzer Vulkanasche überzogen. Der Regen brachte den gelben Sand noch mehr zum Leuchten, als wenn alles staubtrocken gewesen wäre. Eine Wanderung zwischen den farbigen Hügel, wäre heute schnell zur Schlammschlacht geworden.
Eine weitere Seitenstraße führte zum Badwater Basin dem mit -85 Metern tiefsten Punkt in Nordamerika, wo ich bis auf ein weiteres Auto vollkommen alleine war. Hier gab es etwas Salzwasser mit dem typischen salzverkrusteten Uferbereichen (ähnlich wie in Chile). Es regnete und die Sicht reichte nur wenige 100 Meter weit. Im Sommer sollen hier regelmäßig über 50°C gemessen werden. Der Rückweg von Badwater Basin führte über den Artist‘s Drive, der nur in einer Richtung befahren werden kann, zum Visitor Center. Der/die Artists Drive / Palette ist eine einspurige Straße vorbei an farbenfrohen Gesteinsformationen, die durch die Oxidation verschiedener Metalle, wie Kupfer (türkis, grün) oder Eisen (rot), gefärbt wurden.
Es war noch möglich ein Stück in den Norden bis zu den Mesquite Flat Sand Dunes zu fahren, aber es wurde vor weiteren Überflutungen gewarnt. Im Norden des Parks war das Wetter zwar etwas trockener, aber auch eher grau. Die Mesquite Flats ist eine ca. 4 km² große Wüste aus Sand, so wie man sich eine Wüste vorstellt und wurde schon oft als Filmkulisse, so auch für Star Wars, verwendet.
Interessant fand ich, dass hier vor 100 Jahren richtig viel Leben war. Es gab Städte für Goldsucher, mit Schulen, Krankenhaus und allem drum und dran, die nach wenigen Jahrzehnten wieder verschwanden. Es gab Eseltransporte die Borax viele Kilometer durch die Wüste bis an die Küste gebracht haben.
Mein Tag im Death Valley ist mit Sicherheit ganz anders gelaufen, wie für Millionen anderer Besucher, die in der Sonne dahinschmelzen. Der Besuch des Death Valleys bei diesem Wetter erinnerte eher an eine karge arktische Landschaft. Warnschilder für genug Trinkwasser konnten ignoriert werden. Der Regen hatte aber auch etwas Gutes, denn er brachte die Wüste zum Blühen. Überall entlang der Straße erblühte die Gelbe Wüstensonnenblume (Geraea).