Joshua Tree
Meine Hoffnung, dem Verkehrschaos in Los Angeles zu entgehen, erfüllte sich am frühen Samstagmorgen. Ich verlies die Metropolregion zeitig in Richtung Osten bevor der Verkehrswahnsinn aufs Neue begann.
230 km östlich von LA ist die übrig grüne Landschaft der Küste einer kargen wüstenartigen Buschlandschaft gewichen. Der Himmel war blau, fast ohne Wolken. Die Umgebung war in Gelb- und Brauntönen getaucht und im Hintergrund leuchteten schneebedeckte Gipfel.
Mein erstes Ziel war der Joshua Tree Nationalpark. Am Visitor Center erwarb ich mir den Jahrespass „America at the Beauty“ für 80$, der einen kostenlosen Eintritt in alle amerikanischen Nationalparks erlaubt. Die Parks kosten meist zwischen 25-35$ Eintritt, so dass sich der Pass meist nach 3 Parks rentiert hat. Gerade hier im Westen gibt es ja sehr viele Parks nah beieinander.
Der Park ist durch die bizarren Joshua Trees bekannt, die jeder Temperatur trotzen und mit sehr wenig Wasser auskommen. Die Joshua Palmlilie, die bis zu 12 Meter hoch und 300 Jahre alt werden kann, wächst vorrangig im höher gelegenen westlichen Teil des Parks (oberhalb von 900 m), dem südlichen Ausläufer der Mojave-Wüste. Im östlichen Teil des Parks befindet sich die niedrigere und trockenere Colorado-Wüste mit Buschland, vereinzelten Palmen und Kakteen. Durch den Park führen mehrere Straßen mit verschiedenen Attraktionen. Ich stoppte zuerst am Hidden Valley - einer 2 km langen Wanderung, die einen fast an jeder Landschaftsform des Parks vorbeiführt. Ein guter Einstieg, der Lust auf mehr macht.
Ein leicht zu erreichendes Ziel liegt am Ende einer Sackgasse hinauf zum Key View (1580 m) - einem Aussichtspunkt, der einen weiten Blick in Richtung Süden bis nach Palm Springs erlaubt. Fast alle höheren Berge leuchteten weiß vom Schnee der letzten Tage. Was für ein Kontrast. Karge Wüste und Schnee und Eis auf den Gipfeln.
Ein weiterer interessanter Ort im Herzen des Parks ist der Cholla Cactus Garden. Am Rande der flachen und tiefergelegenen Colorado-Wüste wachsen auf einer kleinen Fläche unzählige mannshohe Kakteen mit äußerst spitzen und widerspenstigen Stacheln, die man nur sehr schwer wieder aus der Haut bekommt (wie ich das wohl herausgefunden habe?). Die Kakteen erscheinen wie Büsche mit goldgelben Stacheln. Der untere Teil ist dunkler und oben befinden sich weiß gelbliche Blüten.
Ein etwas längerer Trail ist der Arch Rock Trail. Ähnlich wie in Utah gibt es auch hier einen kleinen Steinbogen im Felsen. Der Bogen kann über eine längere Wanderung erreicht oder auch relativ direkt von der Straße aus durch einen schmalen Canyon abgekürzt werden. Bei meinem Besuch am Nachmittag war das Sonnenlicht sehr warm und die roten Steine erstrahlten im dunklen rotbraun vor blauem Himmel.
Der Abschluss meines Besuchs bildete die Besteigung des Ryan Mountain (1663 m). Der 4,7 km lange Trail führt in 1,5 h (Hin- und Rück) 300 Hm hinauf auf einen 360° Aussichtsgipfel. Eine wunderschöne Tour. Im Winter ist der Weg leicht zu laufen, im Hochsommer in praller Sonne aber sicherlich nicht zu unterschätzen. Im Osten erstreckte sich die deutlich tiefer gelegene Colorado-Wüste. Im Westen die höher gelegene Mojave-Wüste – leider zogen aber auch immer mehr Wolken auf.
Der Joshua Tree Nationalpark ist absolut sehenswert und das perfekte Ziel für den Winter im südlichen Kalifornien, wenn die Sierra Nevada unter einer meterhohen Schneedecke verschwunden ist. Der Park ist auch für seine dunklen Nächte mit unglaublichem Sternenhimmel bekannt. Leider waren bei mir alle Zeltplätze ausgebucht und der Himmel zog sich am Abend zu. Nicht zu unterschätzen sind die Besuchermassen und die Temperaturen. Die Hauptzeiten des Parks sind Winter und Frühling, denn im Hochsommer ist es unerträglich heiß. Ich setzte am Abend meine Reise nach Arizona fort.