Wales, Brecon Beacons

0

Unsere Idee mit Wales hatten wir noch nicht ganz aufgegeben. Wenn schon unser Bully-Road-Trip durch Wales nicht geklappt hat, so wollten wir wenigstens versuchen ein Wochenende in diesem Landesteil zu verbringen. Erst vor ein paar Tagen wurden in Wales die sehr strikten Corona-Regeln weiter gelockert, so dass mehrtägige touristische Reisen in kleinen Gruppen wieder erlaubt waren und Zeltplätze (mit Gemeinschaftseinrichtungen) wieder öffnen. Sehenswürdigkeiten, sowohl drinnen auch als draußen, blieben weiterhin auf unbestimmte Zeit geschlossen.

Auf der Newcourt Farm Campsite ist genug Platz für alle.
Auf der Newcourt Farm Campsite ist genug Platz für alle.
Zelten im walisischen Hinterland nahe Felindre.
Zelten im walisischen Hinterland nahe Felindre.

Die Zeltplätze entlang der Küste waren alle bereits ausgebucht. Nach längerer Internetrecherche fanden wir im Hinterland noch einen Bauern, der seine wirklich sehr großen Wiesen „für‘n Appel und‘n Ei“ angeboten hat. Die Newcourt Farm Campsite befindet sich nahe dem Ort Felindre und ist nur über sehr schmale Straßen erreichbar im nördlichen Teil der Brecon Mountains. Die Wiesen am Hang zogen sich um einen Hügel herum und boten sehr viel Platz und Abstand. Es gab ausreichend Dixi-Klos und Waschgelegenheiten. Alles sehr einfach, aber völlig ausreichend.

Pen y Fan (886 m)

Der Brecon Beacons Nationalpark ist ein kleiner Gebirgszug im Südosten von Wales und nördlich von Cardiff, der recht abgelegen ein Schattendasein im Vergleich zum großen Snodownia Nationalpark führt. Es gibt karge mit Gras bewachsene Hügel, bewaldete Täler, mehrere Seen und Wasserfälle und sonst viel Einsamkeit und Ruhe. Außer … man geht auf den Pen y Fan, dem höchsten Berg der Gebirgskette. Von großen Parkplätzen entlang der Straße führt eine gut ausgebaute Wanderautobahn auf den einfach zu erreichenden Gipfel. Egal bei welchem Wetter und mit welcher Ausrüstung, der Weg ist voll.

Am Anfang auf den Pen y Fan war das Wetter noch gut.
Am Anfang auf den Pen y Fan war das Wetter noch gut.
Auf dem Gipfel gabs die Corona-Warteschlange für das einsame Gipfelfoto.
Auf dem Gipfel gabs die Corona-Warteschlange für das einsame Gipfelfoto.
Der Gipfel des Pen y Fan auf 886 m.
Der Gipfel des Pen y Fan auf 886 m.
Die Panoramasicht vom Gipfel soll atemberaubend sein.
Die Panoramasicht vom Gipfel soll atemberaubend sein.
Glockenblumen mit Regentropfen beim Abstieg.
Glockenblumen mit Regentropfen beim Abstieg.
Raue walisische / schottische Landschaft.
Raue walisische / schottische Landschaft.

Mit dem Beginn unseres Aufstiegs zogen Wolken auf, die recht schnell die umliegenden Gipfel einhüllten. Mit zunehmender Höhe wurde der feine Wolkennebel immer dichter und die Sicht war nicht mehr vorhanden. Ein Teil unserer Gruppe entschied sich dennoch weiter zum Gipfel aufzusteigen. Der Gipfel auf 886 m war eine flache Geröllkuppe. Aussicht hatten wir keine. Vor dem höchsten Punkt hatte sich vorbildlich eine Corona-Warteschlange mit mindestens 2 m Abstand gebildet, so dass jeder zu seinem unvergesslichen scheinbar einsamen Gipfelfoto kam. Toll, aber unglaublich! Auf dem Rückweg sind wir noch über den Vorgipfel Corn Du gestiegen und haben die gesamten ca. 6,5 km in ca. 2,5 Stunden bewältigt.

Twmpa, Lord Hereford's Knob (690 m)

Die Bergtour am Morgen war nicht recht befriedigend. Von unserem Zeltplatz aus sahen wir einen anderen Gipfel ganz in der Nähe, der jetzt am späten Nachmittag im Sonnenlicht erstrahlte. Unser Zeltplatzbauer war eh der Meinung, dass der Pen y Fan „Mist“ ist und wir doch besser hier in der Umgebung einen Berg heraussuchen sollten (er meinte für den nächsten Tag).

Wir waren fast allein beim Aufstieg.
Wir waren fast allein beim Aufstieg.
Aufstieg auf dem Twmpa im untergehenden Licht der Sonne.*
Aufstieg auf dem Twmpa im untergehenden Licht der Sonne.*

Gesagt getan. Nach dem frühen Abendessen sind wir die kleine schmale Straße zu unserem Zeltplatz einfach weiter hinauf gefahren, bis es nicht mehr weiter ging. Wir parkten an einer großen Schafswiese und sahen den mächtigen Twmpa vor uns. Der Zeltplatzerbesitzer meinte was von einer Stunde (return), uns sah es eher nach 2-3 Stunden Wanderzeit aus. Die Sonne begann bereits unterzugehen und tauchte alles in warmes goldenes Licht. Wir nahmen die „Beine in die Hand“ und folgten einen steilen Serpentinenweg durch schulterhohe Farne in die Höhe. Durch den grandiosen Sonnenuntergang und die goldenen und saftig grünen Farben um uns herum, merkten wir gar nicht wie schnell wir an Höhe gewannen und standen bereits nach 40 Minuten auf dem Gipfel. Genau in dem Augenblick als die Sonne wirklich am Horizont verschwand. Die Farben und das Licht waren unglaublich intensiv und beeindruckend. Wir waren komplett allein und blickten über karge Berge und grüne Kulturlandschaft. Was für ein Abschluss für diesen Wandertag!

Ein grandioser Sonnenuntergang vom Lord Hereford's Knob (690 m).*
Ein grandioser Sonnenuntergang vom Lord Hereford's Knob (690 m).*
Stand: 25.09.2020 | Text: Camillo | Bilder: Camillo, Robert*, Christine** | v7
© 2020 Camillo's Adventures. Alle Rechte vorbehalten, soweit nicht ausdrücklich anders gekennzeichnet.