Am Fuße des Ben Lomond
Tag 2: Balmaha > Rowardennan > Inversnaid (12.4 km, 4 h > 11.6 km, 4 h)

Die gesamte Nacht hörte ich das gleichmäßige Hämmern des Regens an mein Fenster. Mal stärker, mal schwächer, aber immer da. Verhüllt stieg ich auf die Balmaha Halbinsel hinauf. Regen und Wind von allen Seiten. Auf der Halbinsel konnte ich über dem Loch Lomond im Süden jedoch das erste Mal hellere und dunklere Wolkenstrukturen unterscheiden. Irgendwo gab es also Sonne.


Ich stieg von der Halbinsel wieder hinab und folgte dem WHW entlang des Sees. Die Sicht besserte sich und ab Milarrochy Bay gab es die ersten vereinzelten blauen Löcher in der Wolkendecke. Ich packte meinen Poncho ein und lief in den Sonnenschein. Von Cashel bis Rowardennan verlief der Weg immer mal wieder direkt am See entlang oder kürzte eine Halbinsel im hügligen Hinterland ab. Die Sonne zeigte sich immer mehr und es wurde deutlich wärmer. Die Wege bildeten jedoch eine Seenlandschaft für sich. Entweder standen die Wege auf teilweise mehrere hundert Meter komplett ohne Ausweichstellen unter Wasser oder in kürzesten Abständen flossen breite Bäche die Berghänge hinab. Meine Wanderstöcke haben mir beim Balancieren über die Bäche gute Dienste geleistet.




In Rowardennan endet die östliche Uferstraße um das Loch Lomond aus Richtung Süden. Hier im Herzen des Nationalparks „Loch Lomond and the Trossachs“ beginnt auch der Aufstieg zum Ben Lomond (974 m) – dem südlichsten der schottischen Munros (Munros sind alle Gipfel über 3000 Fuß (914.4 m) – insgesamt gibt es 282 Munros in Schottland). Sollte ich den Abstecher auf den Gipfel wagen, obwohl ich heute erst die Hälfte gelaufen bin? Ich entschied mich weiterzulaufen, denn der Aufstieg hätte 12 km und 5 Stunden extra bedeutet. Der Wind war an diesem Tag mit 65 km/h extrem stark und der Gipfel auch nicht immer wolkenfrei.



Die Entscheidung war gut, denn der weitere Weg ab Rowardennan war anstrengend. Immer am Ufer des Sees entlang, stapfte ich durch Matsch und Bäche, klettere über Steine und krabbelte unter umgefallenen Bäumen hindurch. Die Berge auf der anderen Seeseite verschwanden immer wieder in lokalen Regenschauern. Gegen 17 Uhr erreichte ich das Inversnaid Hotel und überquerte zuvor die durch den Regen mächtig angeschwollenen Inversnaid Falls. Ich musste jedoch feststellen, dass mein gebuchtes Bunkhouse noch 1,5 km bergauf entfernt lag. Der 15minütige Aufstieg entlang der Straße war nervig, weil ich zum Abschluss des Tages nochmal richtig von einem Regenguss überzogen wurde. Das Bunkhouse ist in einer ehemaligen kleinen Kirche untergebracht und mit einem großartigen Gemeinschaftsraum im Kirchenschiff ausgestattet.