Zu Fuß am Fuße des Ben Nevis

Tag 7: Kinlochleven > Fort William (24.5 km, 8:15 h)
Der letzte Tag meiner Wanderung begann. Nach einem Frühstück aus dem Supermarkt, stieg ich die steilen Serpentinen hinauf zu einer weiteren alten Militärstraße. Der Weg gewährte tolle Blicke zurück über Kinlochleven und meinen gestrigen langen Abstiegsweg. Heute waren sehr viele Wanderer unterwegs, scheinbar ist der Abschnitt ab Victoria Bridge durch die Highlands eine sehr beliebte 3tages Tour.



Die Old Military Road schlängelte sich wie ein gelbes Band durch ein breites nach Westen verlaufendes Hochtal. Hier befanden sich die einsamen verfallen Ruinen zweier Farmen. In der Vergangenheit muss das Leben hier sehr einsam und hart gewesen sein. Nach den Farmen bog das Tal Richtung Norden ab und führte in ein riesiges endloses gerodetes Waldgebiet.


Irgendwann hatte ich das trostlose Rodungsgebiet passiert und bog in Richtung Nordosten ab. Vor mir erhob sich ein mächtiger Berg, der noch fast komplett in den Wolken steckte. Sollte das der Ben Nevis (1344 m) sein? Mit jedem Schritt besserte sich das Wetter. Das lange Gras leuchtet goldgelb und die Wolken um den Berg lösten sich auf. Tatsächlich – ich erkannte den Ben Nevis in seiner ganzen Pracht wieder. 2002 haben wir den Berg bei unserer Schottlandtour bestiegen. Heute werde ich nur zu Fuß am Fuße des Berges entlang gehen, um nach Fort William zu gelangen.


In Fort William lud ich zuerst all meine Sachen im Hostel ab und besuchte anschließend den Endpunkt des West Highland Ways in der Fußgängerzone des Ortes. Am Abend zog sich der Himmel wieder zu und es begann zur Abwechslung mal wieder zu regnen.
Fazit
Die erste Frage, die ich nach meiner Rückkehr gestellt bekommen habe, war: „Kannst Du den Weg empfehlen?“. Die Antwort ist ganz klar „Nein, aber ...“. Wer gut vorbereitet ist und genau weiß, dass der Weg kein Spaziergang ist, das Wetter wirklich widerlich sein kann und damit klar kommt, der kann den Weg laufen. Das Gute ist, dass für den Weg keinerlei Registrierung oder eine Startgebühr notwendig ist. Jeder kann von jedem Punkt aus laufen, soweit er mag. Jeder kann abbrechen, wenn es nicht mehr geht, denn die Zivilisation ist nie weit entfernt und man ist auch frei einfach mal ein paar Tage länger Pause zu machen oder eine Etappe zu überspringen. Jeder wie er mag.



In den ersten Tagen war das Laufen sehr anstrengend, denn die Wege am Loch Lomond waren matschig und schlecht zu laufen. Mir fehlte die Kondition und der Regen schlug mir aufs Gemüt. Nach ein paar Tagen hatte ich mich aber daran gewöhnt. Das Laufen mit dem schweren Rucksack fiel mir leichter und ab Bridge of Orchy waren die Wege in einem sehr guten Zustand, so dass man auch bei Regen gut vorankam. Auch wenn ich viel über das Wetter gejammert habe, so war ich dennoch zufrieden, denn obwohl es viel geregnet hat, war es mit 10-15 °C nicht all zu kalt. Was ich geliebt habe, war einfach das Draußen sein, aber dennoch zu wissen am Abend einen warmen Platz und einen Trockenraum zu haben. Ich habe es geliebt einfach früh rauszutreten und den Wind und meist auch den Regen zu spüren und zu wissen den ganzen Tag in der Natur zu sein. Einfach laufen. Durchatmen. Keine Termine. Mal ein gutes Gespräch, dann auch wieder lange alleine Laufen. Ruhe.