Banff, Lake Louise
Am Morgen war es sehr kalt. Die Luft knisterte. Die Straßen von Banff waren verschneit und gegen 8 Uhr wurde es langsam hell. Nach einem kräftigen Frühstück, fuhren wir durch den Ort zum Fuß des Sulphur Mountain Trail direkt neben der Banff Gondola.
Der riesige Parkplatz war noch leer. Der umgebende Bergwald sah aus, wie mit Zucker übergossen. Der Sulphur Mountain Trail ist ein 10.8 km langer Weg mit einer Dauer von 4 Stunden. Der Weg führt über unzähligen Serpentinen hinauf zur Bergstation der Seilbahn. Zum Glück war der Weg zwischen den Bäumen gut geschützt und der Schnee war selten tiefer als 30 cm. Wir hatten zunächst auch andere Gipfel und andere Wege in die engere Wahl gezogen, aber das wäre bei dem Schnee oder ohne Wanderwegweiser unmöglich gewesen.
Besonders bei den vielen Switchbacks gab es immer wieder freie Stellen, die einen herrlichen Blick über die weitverschneite Landschaft eröffneten. Vor uns breitete sich der Ort Banff aus. Richtung Süden zog sich der lange Bergrücken den Mount Rundle auf knapp 3000 Meter Höhe hinauf. In Richtung Norden führte der Highway nach Lake Louise und Jasper.
Wir erreichten nach knapp 2 Stunden die Bergstation der Gondola und genossen die Aussicht. Laut unserer Karte befand sich der eigentliche Sulphur Mountain Gipfel auf dem gleichen Höhenzug, aber noch ein paar Kilometer weiter südlich. Auf der Karte war dazu ein Weg beschrieben, den wir hier oben im Schnee aber nicht finden konnten. Wir entschieden uns zunächst zur Aussichtsplattform – einer ehemaligen Wetterstation (Cosmic Ray Station) – zu steigen. Was soll man sagen? So stellt man sich die kanadischen Rockies im Winter vor. Alles weiß. Gipfel. Berge. Sonnenschein. … und ein echt kalter Wind mit -20°C.
Wieder zurück an der Bergstation wollten wir doch noch einen Versuch unternehmen den „echten“ Gipfel zu erreichen. Wir folgten den lichten Bergrücken im knietiefen Schnee, kamen ein gutes Stück voran, aber nur langsam. Oft mussten wir entscheiden, was der bessere Weg sein würde. Gelegentlich mussten wir auch umdrehen, weil einfach kein Weiterkommen war. Das Vorankommen war sehr beschwerlich und wir hatten keine Ahnung, ob wir den Gipfel tatsächlich erreichen würden oder irgendwann an einer Stelle standen, wo es einfach nicht mehr weiter ging. Wir drehten um und fuhren mit der Seilbahn hinab.
Da unser Bergabenteuer etwas kürzer ausgefallen war, als geplant, entschieden wir uns den nahe gelegenen Lake Louise zu besuchen. Über den Highway war der See in knapp 40 Minuten erreicht. Ich war schon mehrfach am Lake Louise, aber immer nur an der Nordseite. Vom Parkplatz aus folgten wir durch den Wald einen steilen, aber vom Schnee geräumten, Weg hinauf zum Fairview Lookout auf der Südseite des Sees.
Der See breitete sich milchig türkisfarben vor dem schneebedeckten Bergwald im Sonnenlicht aus. Ein unglaublich schöner Blick über die Berglandschaft bis zum großen Hotel Château Lake Louise. Nach dem Aussichtspunkt führte der Weg weiter steil zum See hinab, allerdings nicht geräumt, so dass wir uns den Weg zwischen den Bäumen selber suchen mussten. Nicht selten versanken wir hüfttief im Schnee, aber bei dem herrlichen Sonnenschein und der traumhaften Aussicht, war das einfach ein unvergesslicher Abschied von den winterlichen kanadischen Bergen.
Am südlichen Ufer des Sees waren wir ganz allein, denn seit dem es geschneit hat, ist niemand diesen Weg gelaufen. Entlang des wilden Ufers lagen umgestürzte Bäume zwischen denen sich teilweise einen dünne Eisschicht spannte. Wir setzten den Weg bis zum Bootshaus und Hotel fort und kehrten dann zum Parkplatz zurück.