Auf nach Schottland

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Warum nur ist der Wegweiser so mit Moos überzogen und das bei Sonnenschein?
Warum nur ist der Wegweiser so mit Moos überzogen und das bei Sonnenschein?

Schottland ist viele Jahre her. Eine meiner ersten Reisen war eine Radtour durch den wilden Norden Großbritanniens. Schon damals habe ich vom West Highland Way (WHW) gelesen und war fasziniert. Der Weg beginnt nördlich von Glasgow und führt 154 km Richtung Norden entlang alter Viehtreiberwege und Militärstraßen bis nach Fort William.

Eine verlassene Farm am nördlichen Ende des Loch Lomond.
Eine verlassene Farm am nördlichen Ende des Loch Lomond.

In den letzten Wochen und Monaten war speziell meine Arbeit sehr anstrengend. Ich hatte einfach Lust etwas „Einfaches“ zu unternehmen. Kurzzeitig hatte ich die Idee vielleicht mit einem Mietwagen durch Schottland zu fahren und entlegene Orte zu besuchen, aber das klang nach langen Autofahrten und wenig Entspannung. Ich wollte unterwegs nichts organisieren oder planen müssen. Ich hatte einfach Lust auf Laufen, nette Leute und Gespräche, Essen und viel Schlafen.

Meine Tagesetappen entlang des West Highland Ways von Glasgow nach Fort William.

Der Weg kann in beiden Richtungen komplett oder je nach Belieben teilweise gelaufen werden. Für die Wanderung ist keinerlei Anmeldung oder Registrierung notwendig. Meist wird der Weg jedoch von Süd nach Nord gelaufen, weil man dann von den urbanen Lowlands in die wilden Highlands aufsteigt, die Sonne einen nicht ins Gesicht scheint und auch der Regen häufig von hinten kommt.

Tag Etappe km h
1 Drymen > Balmaha 11.2 4:00
2 Balmaha > Rowardennan > Inversnaid 24.0 8:00
3 Inversnaid > Inverarnan > Crainlarich 20.9 7:30
4 Crainlarich > Tyndrum > Bridge of Orchy 21.4 6:30
5 Bridge of Orchy > Kingshouse Hotel 19.3 6:15
6 Kingshouse Hotel > Kinlochleven 13.8 4:30
7 Kinlochleven > Fort William 24.5 8:15
Gesamtstrecke mit Nebenstrecken 135.0

Für meine Wanderung am Ende des Sommers habe ich mich für die klassische Richtung nach Norden entschieden. Die blendende Sonne war also nicht mein Problem, vielmehr der Regen – jeden Tag und aus allen Richtungen. In beiden Richtungen ist der Weg gut markiert und ein Verlaufen ausgeschlossen. Wanderkarte und Kompass sind wohl nur bei extremen Wetterbedingungen, wie zum Beispiel im Winter, sinnvoll. Entlang des Weges gibt es aller 10 – 15 km kleinere Ortschaften, wo es meist auch ein Lebensmittelgeschäft, einen Pub und Übernachtungsmöglichkeiten gibt.

Der Eingang zum Glencoe Valley mit Blick ins Rannoch Moor.
Der Eingang zum Glencoe Valley mit Blick ins Rannoch Moor.

Lange habe ich mit mir gerungen den Weg mit Zelt und Kocher zu bewältigen und „wild“ zu zelten, was in Schottland für eine Nacht erlaubt ist, wenn es nicht explizit verboten ist. Letztendlich habe ich mich dann aber doch gegen das zusätzliche Gepäck und für eine trockene Unterkunft entschieden, was nicht die schlechteste Entscheidung war.

Verlassene Farmen im Hochtal kurz nach Kinlochleven.
Verlassene Farmen im Hochtal kurz nach Kinlochleven.



Eines vornweg. Der West Highland Way ist kein absolut abgelegener Weg, wo man tagelang niemand trifft und die nächste Straße oder Ortschaft hunderte Kilometer entfernt liegt. Die WHW teilt sich die breiten Täler oft mit Straßen oder der Bahnlinie nach Fort Williams. An manchen Stellen ist die Straße deutlich zu sehen und zu hören, aber in vielen Abschnitten führt der Weg fernab der Straße entlang und man hört nur die eigenen Schritte oder den Regen. In zahlreichen Reiseberichten wurde dieser Punkt immer wieder kritisiert, für mich war es aber irgendwie beruhigend zu wissen, dass ich hätte theoretisch jeden Tag abbrechen können.

Für meine Reise plante ich jeden Tag zwischen 20 – 25 km zu laufen, wobei ich den ersten Teil von Milngavie (nördlich von Glasgow) bis nach Drymen (19 km) mit dem Bus übersprungen habe, um in sieben Tagen den restlichen Weg zu laufen und vielleicht noch den einen oder anderen Berg am Wegesrand zu besteigen.

Stand: 08.12.2019 | Text + Bilder: Camillo | v7
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