Die ersten Schritte im Regen ...

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Der Flug über den Ärmelkanal (hier über Rotterdam) bei tollem Wetter.
Der Flug über den Ärmelkanal (hier über Rotterdam) bei tollem Wetter.

Meinen ersten Fuß auf schottischen Boden setzte ich am Flughafen in Glasgow. Beim Abflug in Deutschland gegen 5 Uhr morgens lagen die Temperaturen bereits bei 20°C und der Himmel war wolkenlos. Nach der Landung am späten Vormittag hingen die dunklen Wolken tief über den Bergen.

Mit Bus und Bahn gelangte ich bis nach Balloch, dem Abfluss des Loch Lomonds. Der kleine Ort ist recht touristisch geprägt, denn es werden viele Ausflugsfahrten auf dem Loch Lomond angeboten. Das Loch Lomond ist der größte und wohl schönste See Schottlands (39 km lang, 8 km breit und 190 m tief) und beherbergt zahlreiche Inseln. Während ich auf den Bus nach Drymen wartete, begann es zu regnen.

Tag 1: Drymen > Balmaha (11.2 km, 4 h)

Mit ScotRail nach Balmaha. Noch 15 min Busfahrt, dann gehts los.
Mit ScotRail nach Balmaha. Noch 15 min Busfahrt, dann gehts los.

Gleich an meinem ersten Wandertag wurde ich auf eine harte Probe gestellt. Während der 15 minütigen Busfahrt nach Drymen ging die Welt um den Bus herum unter. Der Scheibenwischer des Minibusses kämpfte gegen den Regen. Im Bus war es mollig warm. Sollte ich in Drymen aussteigen und heute Nachmittag 11 km durch den Regen stapfen oder einfach im Bus 4 Minuten länger sitzen bleiben und trocken nach Balmaha gelangen? Die Verlockung war groß.

Verhüllt in Poncho und Regenhose am ersten WHW-Wegweiser.
Verhüllt in Poncho und Regenhose am ersten WHW-Wegweiser.

Die meisten Wanderer im Bus blieben sitzen. Ich stieg aus. Vielleicht würde der Regen ja nachlassen? Oder ich konnte in zwei Stunden den nächsten Bus nehmen. Ich wollte aber unbedingt Kondition aufbauen. Aus vergangenen Fernwanderungen wusste ich, dass die ersten 2-3 Tage die härtesten waren. Hätte ich heute die 11 km übersprungen, würde mein erster Wandertag morgen mit 24 km starten.

Reisendes Wasser unter, Pfüzen auf und Regen über der Brücke.
Reisendes Wasser unter, Pfüzen auf und Regen über der Brücke.

Ich stellte mich bei einem Durchgang zu einer Bibliothek unter und ließ eine Stunde lang heftige Regenböen an mir vorüberziehen. Dann wurde der Regen weniger. Verhüllt in Poncho und Regenhose trat ich in den Regen hinaus und verließ Drymen Richtung Nordosten. Außerhalb des Ortes fand ich das Wanderzeichen der stilisierten schottischen Distel und begann meinen West Highland Way (WHW).

Der Weg führte zunächst über Viehweiden und war recht trocken. Langsam stieg der Weg in die tiefhängenden Wolken hinein. Bei 50 Metern Sicht verlor sich alles in Nebel- und Regenschleiern. Der Forstweg im lichten Wald war aufgeweicht und es gab riesige Pfützen. Es gab sogar Brücken, über reißende Bäche, die komplett mit einer Pfütze bedeckt waren.

Abendlicher Spaziergang im Hafen von Balmaha - I.
Abendlicher Spaziergang im Hafen von Balmaha - I.
Abendlicher Spaziergang im Hafen von Balmaha - II.
Abendlicher Spaziergang im Hafen von Balmaha - II.
Die urig gemütliche Wohnküche im Balmaha Bunkhouse.
Die urig gemütliche Wohnküche im Balmaha Bunkhouse.

An einem Abzweig konnte ich mich entscheiden, ob ich über den Conic Hill, einem tollen Aussichtsberg über das Loch Lomond, nach Balmaha gelange oder einfach zur Straße hinabsteige. Aufgrund des nun wieder starken Regens und der nicht vorhandenen Aussicht, war meine Wahl leicht.

Das Bunkhouse in Balmaha war trocken und warm und bis auf einen weiteren Wanderer komplett leer. Ich trocknete meine Sachen und wir hatten einen tollen Abend in der urigen Wohnküche.

Stand: 08.12.2019 | Text + Bilder: Camillo | v7
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