Stob Dearg, Devils Staircase

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Der Gipfel des Stob Dearg (1022 m) war nur mit GPS zu erahnen.
Der Gipfel des Stob Dearg (1022 m) war nur mit GPS zu erahnen.
Beim Abstieg gaben die Wolken den Blick ins Glencoe Valley frei.
Beim Abstieg gaben die Wolken den Blick ins Glencoe Valley frei.
Nach dem Abstieg vom Stob Dearg ging es weiter die Devils Staircase hinauf.
Nach dem Abstieg vom Stob Dearg ging es weiter die Devils Staircase hinauf.

Der Stob Dearg ist ein markanter Berg am Eingang ins Glencoe Valley. Der Gipfel steckte noch in den Wolken, aber ich hoffte, dass sich die Wolken noch verziehen würden. Der unmarkierte Aufstiegsweg führte in die Schlucht Coire na Tulaich, wo ich hätte gleich am Anfang den Gebirgsbach nach rechts überquerten müssen. Leider verpasste ich die richtige Stelle und ging weiter in die Schlucht hinein. Irgendwann sah ich keinen Weg mehr und vermutete, dass der Weg aber auf der anderen Seite des Baches weiter oben verlaufen müsste. Nach längerem Suchen überquerte ich den wild rauschenden Bach und kletterte einen steilen Grashang hinauf. Der weitere Aufstieg über den Wanderweg war nicht schwierig, auch wenn der blanke Fels und die Geröllfelder recht rutschig waren. Innerhalb der Wolken war meine Sicht stark eingeschränkt und es war schwer den oberen Ausgang aus der Schlucht auf den Sattel zu finden (nur querfeldein). Die Sicht vom Gipfel war nicht vorhanden. Nur mit Hilfe des GPS konnte ich per Höhenmessung bestimmen, dass ich auf ca. 1020 m Höhe stehe und wahrscheinlich mein Ziel erreicht habe.

Der Eingang zum Glencoe Valley mit Blick ins Rannoch Moor.
Der Eingang zum Glencoe Valley mit Blick ins Rannoch Moor.

Wie ich Erfahrung bringen konnte, sind in Schottland die wenigsten Bergwanderwege markiert. Viele Wege sind uralte Pfade, die sich auch schnell im Nichts verlieren können. Die Schotten lieben es mit Karte „frei“ und „unbetreut“ zu laufen.

Wenn die Sonne scheint, ist das bestimmt ein traumhafter Platz zum Zelten.
Wenn die Sonne scheint, ist das bestimmt ein traumhafter Platz zum Zelten.
Blick hinab von den Devils Staircase zurück zum Stob Dearg ohne Wolken.
Blick hinab von den Devils Staircase zurück zum Stob Dearg ohne Wolken.

Während des Abstiegs wurden die Wolken dünner und die Landschaft erstrahlt im Sonnenschein. Ich sammelte meine Kraxe wieder ein und begann bei herrlichstem Wetter den Aufstieg auf die Devils Staircase – mit 550 m der höchste Punkt des WHW. Mit der ungewohnten Sonne kam ich ganz schön ins Schwitzen und musste immer mal wieder eine kleine (Foto-)pause einlegen. Auf der obersten Stufe der Teufelsleiter, schlug das Wetter abermals innerhalb von Minuten um und heftiger Wind peitschte dunkle Wolken über die Berge. Alles um mich herum versank hinter Regenschleiern. Ich bestieg noch den nahen Stob Mhic (706 m), was aber nicht sehr sinnvoll war.

Auf den Devils Staircase hatten mich Regen und Wind wieder.
Auf den Devils Staircase hatten mich Regen und Wind wieder.
Ein Moment totaler Windstille auf dem Weg nach Kinlochleven.
Ein Moment totaler Windstille auf dem Weg nach Kinlochleven.
Der sehr lange Abstieg nach Kinlochleven am späten Nachmittag.
Der sehr lange Abstieg nach Kinlochleven am späten Nachmittag.

Mittlerweile war es später Nachmittag und ich hatte noch 12 km bis nach Kinlochleven vor mir. Der WHW hatte sich geleert und ich stieg zum Fluss Allt a‘ Choire Odhair-bhig hinab. Der Weg verlief windgeschützt entlang eines Berghangs. Alles war ganz still. Irgendwann merkte ich, dass ich gar nicht mehr lief, sondern einfach nur noch von der rauen Schönheit der Natur überwältigt war. Vor mir breitete sich eine weite Graslandschaft aus. Über mir tobte der Wind. Die Wolken flogen nur so dahin. Vereinzelte Lücken ließen gelbe „Sonnenflecken“ über das Gras tanzen. An den hohen Bergen der Umgebung stauten sich die Wolken, an einigen regnete es und an anderen erstrahlte ein leuchtender Regenbogen. Am Horizont breitete sich das riesige dunkle Blackwater Reservior aus. Ich war erschöpft, aber ich war so ergriffen von dieser unglaublich schönen Landschaft, dass es mir schwer fiel weiter zu laufen. Ich hätte ewig hier stehen bleiben können.

Nach der nächsten Biegung war ich wieder zurück in der Realität. Der Wind blies mir heftig ins Gesicht und die ersten Regentropfen waren nicht weit. Weit war allerdings der Abstieg nach Kinlochleven. Der breite Weg zog sich in vielen langgezogenen Kurven ins Tal hinab und folgte am Ende den alten Wasserrohren, die zur Energiegewinnung für das ehemalige Aluminimumwerk genutzt wurden.

Meine Cabin auf einem Zeltplatz in Kinlochleven war ...
Meine Cabin auf einem Zeltplatz in Kinlochleven war ...
... einfach urig gemütlich und ich hatte sehr viel Platz.
... einfach urig gemütlich und ich hatte sehr viel Platz.
Am Abend gabs in der Bothy Bar einen leckeren Burger.
Am Abend gabs in der Bothy Bar einen leckeren Burger.

Kinlochleven ist ein kleiner Ort am Ende des Loch Leven. Ich übernachtete in einer Cabin auf dem Zeltplatz. Am Abend besuchte ich die Bothy Bar, einen Pub auf den Zeltplatz, und genoss schottische Kulinaritäten. Die Cabin auf dem Zeltplatz war urig gemütlich, trocken und warm.

Stand: 08.12.2019 | Text + Bilder: Camillo | v7
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