Pentling, Thiersee, Österreich
Was macht man mit einer neuen, noch etwas leeren Wohnung? Mit Leben füllen! Am ersten Wochenende im März kamen André, Eva und Tobi aus Leipzig sowie mein Bruder aus Tübingen zu Besuch.
Der Winter meldete sich im warmen und durchföhnten Norden des Alpenvorlandes mit voller Wucht zurück. Noch wenige Tage zuvor war alles Grün und der Himmel blau. Am Samstagmorgen zeigten sich die ersten Schneekrümel. Schnell wurden es mehr. Aus den Krümeln wurde eine dichte Schneedecke. Von Rosenheim fuhren wir im zähflüssigen Verkehr Richtung Österreich. Ab Kufstein waren die kleinen Nebenstraßen kaum noch geräumt. Auf halbem Wege zum Gasthof Schneeberg in Thiersee streikten meine Winterreifen und ich konnte mich nur noch zurück in eine Parklücke gleiten lassen. Eva kam mit ihrem Auto ein Stück weiter, aber irgendwann mussten alle laufen. Im dichten Schneetreiben wanderten wir die ersten 1-2 km die steile Straße bis zum Gasthof hinauf (970 Hm). Von hier aus ging es dann nochmal vier weitere Kilometer einen kurvenreichen Waldweg bis zur Kala Alm auf knapp 1370 Hm hinauf (Pentling). Auf dem Weg begegneten uns nur wenige Rodler. Hatte die Alm bei diesem Wetter auch wirklich geöffnet?
Der Schnee reichte uns auf dem ungeräumten Waldweg bis über die Knöchel. Die Flocken waren groß. Die Sicht betrug im Wald nur wenige Meter. Auf halber Strecker kaum uns der erste Rodler entgegen. War es ein Leihschlitten? Hatte die Alm geöffnet? Nach 50 Minuten erreichten wir durchgeschwitzt die Hütte. Die erste Tür war verschlossen. Es war - der Hintereingang. Vorn war offen. Der Gastraum war gut besucht. Es war warm und wir bestellten heiße Schokolade und genossen die Wärme.
Das Schneetreiben nahm draußen eher noch zu. Wir liehen uns jeder einen Schlitten und begaben uns zur Bobbahn (der Waldweg). Wir holten Schwung und schon begann die rasante Abfahrt. Der Schlitten beschleunigte. Die erste Kurve tauchte vor uns auf. Galant steuerten alle ihren Rodel um die Kurve ohne am Rand im Wald zu verschwinden. Jetzt mutiger – beschleunigten wir. Der Erste setzte zum Überholen an. Der Vordermann versperrte den Weg und drängte den Verfolger in die Schneewehe am Wegesrand. Der nächste Verfolger nutze seine Chance und zog vorbei – nicht jedoch ohne den Vordermann ebenfalls noch einen Stoß ins Abseits zu geben. Die beiden Schneemänner befreiten sich aus dem Schneeberg und nahmen die Verfolgung auf. Schnell wurde der Erste von beiden Seiten bedrängt. Ein weiterer Fahrer näherte sich dem Knäul, nutze die eigene Energie in der nächsten Kurve für den Stoß in die "richtige" Richtung. Kurve um Kurve setzte sich die spannende Abfahrt fort. Viel zu schnell waren wir wieder unten am Gasthof.
Rechtfertigen 15 Minuten Abfahrt 50 Minuten Aufstieg? Der Blick in die strahlenden Gesichter war eindeutig. Wir gaben unsere Rodel zurück und liefen die letzte Kilometer zurück zu den Autos - nicht jedoch ohne zuvor noch eine richtig gute Schneeballschlacht anzuzetteln. Der erste Ball flog. Der Zweite traf. Es folgten weitere. Alle gegen alle. Die Koalitionen wechselten schnell. Treffer auf den Rücken. Treffer am Arm. Eine Hand voll Schnee ins Gesicht. Wir wollten sicher gehen, noch jede trockenen Stellen zu erwischen, die bei der Abfahrt nicht nass geworden war. Wenn Kinder spielen dann sind sie gesund.
Am Abend hatten alle etwas Muskelkater. Wir bereiteten Pizza und ließen den Abend mit Brettspielen ausklingen. Es war ein wunderschönes Wochenende. Alle haben viel gelacht. Einfach mal Pause machen.