Das Jahr des Säntis – 03/09/2022
Den Namen Säntis habe ich zum ersten Mal in dem Kinderbuch „Pixie und die Berge Schweiz“ gelesen. Seitdem geistert der Berg in meinem Kopf herum. Irgendwie war immer der Weg zu weit oder die Zeit zu kurz. Heute aber nicht!
Dieses Jahr ist das Jahr des Säntis, denn mehrere Freunde sind dieses Jahr auf den Berg gestiegen und haben tolle Fotos mitgebracht, die meinen Wunsch nur noch verstärkten, endlich auch selber auf den Berg zu steigen.
Mein erster Anlauf war bereits zu Pfingsten geplant, aber da waren die Berge in der Schweiz noch bis auf 2000 m herunter schneebedeckt. Eine E-Mail der Säntisbahnen bestätigte, dass Anfang Juni noch keine Stahlseile gespannt und die Wege nicht passierbar sind. Heute sollte ich herausfinden wie viele Stahlseile verbaut sind und wie unbedingt notwendig diese sind.
Ein zweiter Versuch war im August geplant, aber nachdem es im ganzen Sommer viel zu warm und zu trocken war, bauten sich ausgerechnet an dem geplanten Wanderwochenende in den Alpen massive Unwetter auf, die eine Wanderung unmöglich und die weite Anreise schon gleich gar nicht gerechtfertigt hätten. Zwei Wochen später sahen die Wetteraussichten deutlich besser aus und ich machte mich auf in den Süden.
Der Säntis ist ein freistehender Gebirgsblock im Nordosten der Schweiz im Appenzeller Land. Richtung Norden wird das Land flacher und geht in den Bodensee über. Richtung Süden breiten sich die Alpen aus. Der Säntis ist nicht leicht zu besteigen. Von allen Seiten sind die Wege entweder lang oder anspruchsvoll – meist aber beides zusammen.
Ursprünglich wollte ich die Tour über Wasserauen, Altmann, Liesengrat, Säntis und zurück laufen, aber ganz so optimal war das Wetter an diesem Tag doch nicht, denn es sollten am Nachmittag Gewitter und Regen geben. Ich entschied mich den deutlich kürzeren Aufstieg, die „Normalroute“, über die Schwägalm zu nutzen.
Mein Nachtlager hatte ich nur wenige Kilometer vom Berg entfernt auf einem kleinen Parkplatz aufgeschlagen. Kurz nach 6 Uhr war ich bereits auf dem riesigen Wanderparkplatz in Schwägalm. Es war noch dunkel und der massive Säntis begann sich gerade erst gegen den allmählich heller werdenden Himmel abzuzeichnen.
Zu dieser frühen Stunde war ich komplett allein. Schnell hatte ich den Parkplatz und das riesige Hotel mit Seilbahn hinter mir gelassen und begann den Aufstieg zur Tierwies Hütte. Zunächst war der Weg leicht und führte über Wiesen direkt an die schroffe und abweisende Felswand heran. Aus der Ferne war kein Weg durch den Fels zu erkennen, aber als ich unmittelbar vor der Wand stand, gab es viele Drahtseile und auch immer wieder Leitern, die weiter in die Höhe führten.