Naviser Höhenrunde – 05/06/2022
Nachdem Schmelzwassersee begann ich im Windschatten der Berge eine nicht ganz leichte Kletterpartie. Von unten sah es danach aus, dass der steile Aufstieg direkt durch ein sehr steiles Schneefeld führen würde. Die Stelle sah nicht gut aus und ich befürchtete, dass ich wohl bald umdrehen müsste. Beim Näherkommen zeigt sich jedoch, dass es zwischen Schneefeld und Fels einen geschmolzen Spalt von 50 cm Breite gab, über dem ich sicher weiter aufsteigen konnte. Etwas abseits des normalen Wegs gelang mir der Aufstieg bis zu einer Scharte, wo ich dann auf die nächsten flache Hochebene steigen konnte. Geschafft! Der weitere Aufstieg zur Grünbergspitze war in wenigen Minuten zurückgelegt.
Der Blick von der Grünbergspitze war atemberaubend. Ich entschied mich einen weiteren Abstecher auf meiner Rundtour zu machen und den kurzen Weg hinüber zum Rosenjoch zu laufen (20-30 min). Der Weg war am Anfang leicht und führte in einen kleinen Sattel hinein. Dann ging es über eine etwas ausgesetzte Stelle, die mit Drahtseilen gesichert war, hinauf auf den nächsten Gipfel. So könnte es jetzt „endlos“ weitergehen. Der nächste Gipfel wäre die Kreuzspitze (2746 m), die wahrscheinlich auch in 20-30 Minuten zu erreichen gewesen wäre, aber ich musste meine Wanderung in dieser Richtung abbrechen. Wenn ich diesen Weg fortsetzte, würde ich mich immer weiter von der Rundtour und dem Parkplatz entfernen. Außerdem nahm die Bewölkung und der Wind immer mehr zu.
Ich kehrte zu Grünbergspitze zurück und folgte dem nur noch schwer auszumachenden Weg Richtung Südwesten zur Seeblesspitze (2628 m). Der Weg war jetzt deutlich angenehmer zu laufen, denn es gab größere Wiesenabschnitte und nur wenig Geröll. Ich folgte dem Weg bis zum Fuße der Seeblesspitze, wo auch gleichzeitig der Abstieg ins nördlich gelegene Arztal beginnt. Die Seeblesspitze war ein leichtes Ziel, dass ich kurz vor dem Abstieg auch noch mitnahm.
Ab der Seeblesspitze war der Weg nur noch sehr schlecht markiert bzw. es gab wieder größere Schneefelder, die den Weg verdeckten. Ich konnte keinen weiteren Wegverlauf auf dem Kamm zum Pfoner Kreuzjöchl (2638 m), von dem es definitiv einen Abstiegsweg ins Tal gab, ausmachen. Was nun? Weiter unten im Tal sah ich zwei größere Almenhütten. Die Almenwiesen waren steil, aber sahen dennoch normal begehbar aus. Ich entschied mich über die Almenwiesen direkt abzusteigen. Die erste Alm, die ich erreichte war die Vögeler Alm, die allerdings unbewirtschaftet war. An der Seapnalm, die ich schon beim Aufstieg oft ausgeschildert gesehen hatte, wies man mir die Richtung zum Parkplatz. Es gab einen steilen Serpentinenweg direkt durch den Wald, der fast beim Parkplatz Grün endete. Wieder zurück auf dem Forstweg von heute Morgen, war ich gegen 16:30 Uhr zurück am Auto. Das Wetter hatte sich weiter verschlechtert. Laut Wetterbericht sollte es ab 17 Uhr regnen. 17 Uhr begann tatsächlich ein Gewitter mit heftigem Regen, was die nächste Stunden anhielt. Gut, dass ich schon wieder unten bin und nicht mehr weitergegangen bin.
Die Naviser Höhenrunde über die Grünbergspitze ist eine außergewöhnlich abwechslungsreiche Tour. Die Tour ist sehr einsam. Ich habe nur am Anfang ein paar Wanderer getroffen und war ansonsten bis zu Seapnalm komplett allein unterwegs. Die Rundtour ohne Abstecher auf die Naviser Sonnenspitze und das Rosenjoch sind 14.5 km / 6 h und mit den beiden Abstechern geschätzt 20 km / 8 h lang. Es wird ein Höhenunterschied von 1300 Hm zurückgelegt. Die Tour ist sehr gut markiert und leicht zu finden, sollte aber dennoch nur bei gutem, stabilen Wetter begangen werden, weil man doch sehr einsam unterwegs ist. Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind selbstverständlich.